Am Anfang eines Ulcus cruris venosum, oft einfach Ulcus cruris oder offenes Bein genannt, steht eine Venenschwäche. Viele Menschen haben auch einen Defekt an den Venenklappen. So kommt es zu einem Blutrückstau in den Beinvenen. Dabei steht das gesamte System der Blutgefäße unter einem erhöhten Druck. Dieser Druck zerstört langsam die Kapillaren (die feinsten Verästelungen der Arterien), an denen der Austausch von Nährstoffen vollzogen wird. Da das nährstoffarme Blut nicht mehr weggepumpt wird, kann auch kein frisches, nährstoffreiches Blut mehr dorthin fließen. Es kommt also zu einer Minderversorgung des Gewebes. Im weiteren Verlauf sterben Haut- und Gewebezellen ab und es kommt zu einer dauerhaften Stoffwechselstörung. Das zeigt sich äußerlich durch eine bräunliche Verfärbung und/oder auch Verhärtung der Haut.

Ist die Veränderung erst einmal so weit fortgeschritten, kann schon eine kleine Verletzung zu einem Beingeschwür, einem Ulcus cruris, führen. Das liegt daran, dass eine Wunde, auch wenn sie klein ist, nicht mehr zuheilen kann. Häufig werden Beingeschwüre in ihrer Entstehung erst spät bemerkt, weil auch das Schmerzempfinden deutlich herabgesetzt ist. Zu diesem Zeitpunkt reicht die Versorgung des Gewebes schon nicht mehr aus, gesundes Gewebe zu erhalten. Daher ist eine Gewebeneubildung, wie sie für das Zuheilen von Wunden erforderlich ist, dann kaum mehr möglich.

Was erhöht das Risiko, ein offenes Bein zu bekommen?


Alle Faktoren, die sich negativ auf die Durchblutung auswirken, können als Risikofaktoren angesehen werden. Dazu gehören Übergewicht, Bewegungsmangel durch überwiegend sitzende oder stehende berufliche Tätigkeit sowie eine erbliche Veranlagung. Frauen sind insgesamt häufiger von Ulcus cruris betroffen als Männer, weshalb auch das weibliche Geschlecht als "Risikofaktor" angesehen werden kann. Das liegt unter anderem daran, dass sich während der Schwangerschaft der Hormonhaushalt verändert.

Welche Gefahr besteht bei chronischen Unterschenkelgeschwüren?


Neben den "offenen Beinen" sind es im Besonderen Stauungsekzeme und Kontaktallergien, aber auch Erysipele (Wundrose), die bei diesen Patienten oft ein therapeutisches Problem darstellen. Als Ursache des Stauungsekzems vermutet man die gestörte Blutversorgung der Haut, die mit einer daraus resultierenden Dysregulation der Entzündungsreaktionen einhergeht. Der Blutstau dürfte für die lokale Erwärmung und Austrocknung der Haut verantwortlich sein, die im Zusammenhang mit der erhöhten Irritierbarkeit durch physikalische und mikrobielle Schadstoffe (Noxen) zu Entzündungen führen könnte.
Patienten mit einem Krampfaderleiden haben viel häufiger Kontaktallergien als die Normalbevölkerung, da die Allergene (zum Beispiel in Wundsalben enthalten) in einem Hautareal, welches von einer Veneninsuffizienz betroffen ist, besondere Bedingungen vorfinden. Dies führt dazu, dass ein tieferes Eindringen des Allergens in das Gewebe möglich ist, was zu diesen vielen Allergien führen kann. Bei Patienten mit einem Krampfaderleiden sind am häufigsten die Allergene anzutreffen, die entweder als Bestandteile von Hautpflegemitteln oder Salben (Salbenbestandteile, Antibiotika oder Desinfektionsmittel) vorkommen.

Aus der Tatsache, dass selbst schwache Allergene bei Patienten mit einem Krampfaderleiden eine starke Allergieentwicklung verursachen können, besteht konsequenterweise Handlungsbedarf, der unter anderem eine frühstmögliche Sanierung der Krampfadern als primäres Therapieziel haben sollte. Es sollte unbedingt eine allergologische Abklärung durch Allergietests erfolgen. Auf medizinisch nötige und sinnvolle Hautpflegepräparate sollte allerdings nicht verzichtet werden.

Welche Therapie ist die Richtige?


1. Wichtig ist, dass das Ulcus cruris phasengerecht versorgt wird. Liegt ein Venenleiden vor, so ist die Entstauung des Gewebes durch Kompressionsbehandlung, zum Beispiel mit medizinischen Kompressionsstrümpfen, Kompressionsverbänden mit Kurzzugbinden (nach Pütter) oder auch durch eine Behandlung mit unserem Lymphapress-Gerät primär das wichtigste Ziel. Jede weitere (Lokal-) Behandlung ist sekundär. Bei einem Krampfaderleiden ist unbedingt eine Sanierung der Venen anzustreben.

2. Liegt eine periphere arterielle Verschlusserkrankung vor, so muss diese primär behandelt werden. Dies erreicht man durch Bypass–Operationen, durch das operative Erweitern der betroffenen Arterien oder durch Medikamente.

3. Liegen Entzündungserkrankungen vor, so müssen diese behandelt werden.

Die Wundbehandlung

Die moderne Wundbehandlung besteht auf dem Prinzip der feuchten Wundversorgung. Dabei behandelt man beim Ulcus cruris venosum mit hydroaktiven Wundauflagen. Diese Art des Wundverbandes fördert die Gewebeneubildung (Granulation und Epithelbildung) durch ein feuchtes Wundmilieu. Zuvor muss das Ulcus jedoch mechanisch oder mit enzymhaltigen Salben gereinigt werden. Liegt eine Infektion vor, muss diese mit antiseptischen und/oder antibiotischen Maßnahmen bekämpft werden. Sollte es bei Bewegung zu Schmerzen kommen, ist der Einsatz wirksamer Schmerzmittel zu empfehlen, da die Betätigung der Muskelpumpe bei Bewegung für einen langfristigen Behandlungserfolg essentiell ist. Die Wirkung von Venenmitteln wie Rosskastanienextrakt ist noch nicht definitiv gesichert.
Sollte ein Ulcus cruris trotz intensiver konservativer Therapie nicht abheilen, besteht auch noch die Möglichkeit einer operativen Behandlung. Hierbei wird zumeist eine dünne Hautschicht am gesunden Oberschenkel entnommen und auf den Gewebsdefekt am Unterschenkel verpflanzt.