Meist ohne dass man selbst viel dazu beiträgt, schafft es der gesunde Körper über kurz oder lang, Hautwunden, Schäden an inneren Organen oder selbst Knochenbrüche eigenständig zu heilen. In der Regel benötigt er dafür nur etwas Ruhe und eine Pflege, die das Eindringen von Erregern verhindert. Außerdem ein feuchtwarmes Milieu, damit die Zellteilung optimal funktioniert.

Die Wundheilung ist ein Paradebeispiel für die Selbstheilungskräfte des Körpers, sie gehört zu einem der ausgeklügelsten Systeme im Organismus. Blut, das einer harmlosen Platzwunde die gewisse Dramatik verleiht, stellt dabei eine der wichtigsten Komponenten der Wundheilung an der Haut dar. Indem das Blut in den Wundspalt strömt, sorgt es dafür, dass Bakterien und Schmutz aus der Wunde gespült werden. Infektionen werden verhindert. Damit nicht zu viel Blut verloren geht, stellt der Körper jedoch schon wenige Sekunden nach der Verletzung die Gefäße an der Wunde eng, und die Gerinnung beginnt. Innerhalb von Minuten kommt es so zur Stillung des Blutflusses; es bildet sich ein Blutpfropfen in der Wunde. An dessen entstehen sind Gerinnungsfaktoren, Enzyme, Thrombozyten und vor allem das Protein Fibrin beteiligt. Letzteres sorgt durch eine Gitterbildung für die nötige festigkeit des Pfropfens. Erreger können von außen nun nicht mehr in die Wunde gelangen. Ist dem Körper dies gelungen, stellt er die Gefäße wieder weit. Durch diese Vasodilation gelangen Blutplasma, Leukozyten, Phagozyten, Granulozyten und Makrophagen in das Wundgebiet. Sie bauen Krankheitserreger und verletztes Gewebe ab. Bis zu diesem Punkt sprechen Mediziner bei der Wundheilung von der Exsudations- und Resorptionsphase, sie dauert etwa 3 Tage. Dabei kann die Wunde durchaus rot und geschwollen sein. Das ist kein Grund zur Sorge, vielmehr ein Zeichen für die gesteigerte Durchblutung und die bewusst hervorgerufene Entzündung. Vorsicht ist allerdings geboten, wenn das sonst klare Wundsekret gelblich verfärbt ist. Eiter deutet darauf hin, dass der Körper der Erreger und des verletzen Gewebes nicht Herr wird. Läuft alles nach Plan, Tritt die Wundheilung nach etwa 3-5 Tagen in die proliferative Phase über. Während dieser wird die provisorisch verschlossene Wunde nun immer stabiler. Gefäße und Zellen wandern und wachsen in den Wundspalt ein. Dafür legen sie kleine Strecken aus dem umliegenden Gewebe zurück und werden über Signalstoffe aus dem Wundbereich informiert. Darüber hinaus wird in dieser Phase das Fibrinnetz abgebaut. Auch für diesen Prozess muss die Wunde gut durchblutet sein, deshalb erscheint sie nach außen immer noch rötlich. Sind etwa durch Diabetes, Arteriosklerose oder anderen Erkrankungen die verletzten Hautareale nicht mehr gut durchblutet, kann es zur Verzögerung der Heilung und zu offenen Stellen, häufig am Bein, kommen. Mediziner sprechen dann von einem Ulcus cruris. Gegen Ende der Wundheilung kommt es zur Regenerations- oder Reperationsphase. Stabile Zellen, die der Haut ihre Funktionsfähigkeit zurückgeben, bilden sich in der Wunde. Diese Phase kann je nach Schwere und Größe der Wunde untersciedlich lang dauern. Ist die Wunde nur oberflächlich verletzt, heilt die Stelle regenerativ ab – ganz ohne Narbe. Die Haut bildet sich komplett neu. Es findet ein „gewebsspezifischer Ersatz“ statt, wie es Ärzte ausdrücken. Struktur und Funktion werden wiederhergestellt, Schweißdrüsen und Haarfolikel entstehen. Eine solche Regeneration ist auch bei Schleimhäuten möglich. Andere Wundformen heilen nur reparativ ab. Das wiederum bedeutet, das neu gebildete Gewebe entspricht nicht genau demjenigen, das verletzt wurde. In dem Wundspalt bildet sich unspezifisches Binde- und Stützgewebe. Haarfolikel oder Schweißdrüsen etwa entstehen nicht mehr, dafür häufig Narben. Verläuft eine Heilung nicht nach diesem von der Natur ausgeheckten Plan und schließt sich die Wunde über 4 Wochen nicht, sprechen Ärzte von komplizierten und chronischen Wunden. Dann reichen Selbstheilungskräfte nicht aus, Therapie muss her.

Rund 4-6 Millionen Menschen in Deutschland leiden unter mindestens einer chronischen Wunde. Ein Großteil dieser Wunden entsteht dadurch, dass die Patienten immer älter werden. Viele der Betroffenen haben sich immer gesund ernährt, Sport gemacht und nicht geraucht, trotzdem entstehen chronische Wunden. Viele bekommen beispielsweise mit Mitte 80 eine arterielle Verschlusskrankheit. Oft reicht eine kleine Verletzung am Bein aus, die auf längere Sicht zu einer chronischen Wunde werden kann. Durch viele altersbedingte Begleiterkrankungen heilt das Gewebe von alleine nicht mehr gut. Zudem wird die Immunabwehr im Alter schwächer, und man wird anfälliger für Infektionen. Wenn immer mehr Menschen immer älter werden, kann das problematisch für Krankenhäuser und Ärzte werden, da die Zahl der Wundpatienten immer größer wird und die medizinische Versorgung auf dem Gebiet hierzulande nicht so gut ist.  

 

 

 

 

 

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