Eingewachsene Nägel: hohes Risiko eines Rezidivs auch bei operativen Verfahren

Eingewachsene Nägel entstehen meist infolge eines chronischen Drucktraumas durch zu kleine, enge oder schlecht sitzende Schuhe. Viele Menschen schneiden ihre Zehennägel rund und nicht gerade, auch dadurch können eingewachsene Zehennägel entstehen. Der Nagelrand schiebt sich durch den Druck der Schuhe in das Nagelbett. Diese Hautrei­zung verursacht dann eine schmerzhafte Entzündung (meist bakteriell), und es bildet sich Granulationsgewebe. Dieses wächst über den Nagelrand, um die Wunde zu verschließen und der Nagel dringt noch tiefer in das Nagelbett ein.

Diese Nagelerkrankung ist sowohl bei Männern und Frauen, vom Säuglings- bis zum Greisenalter zu finden.

Die in einigen Internetoren empfohlenen Hausmittel helfen leider nur bei leichten Fällen. Der eingewachsene Fußnagel ist meistens an den beiden Großzehen vorzufinden, weniger häufig sind die Kleinzehen oder die Fingernägel betroffen.

 

Stellungsanomalien, teils genetisch bedingt und vererbbar, können auch ursächlich beteiligt sein. In diesem Fall führt meist nur eine Operation zum Ziel.

Bei gängigen eingewachsenen Nägeln kann man eine konservative Therapie versucht werden. In diesen Fällen kann man das freie Nagelende am Sulcus unterpolstern, um ein künftiges Einwachsen zu verhindern.

Als konservative Therapieoptionen existieren unterschiedliche Systeme, die den einzelnen Nagel mithilfe von Schienen, Spangen, Baumwollstreifen und Röhrchen ein wenig anheben und somit das Einwachsen verhindern. Zudem können Fußbäder und antiseptische Verbände die Entzündung minimieren bzw. auch verhindern. Falls der Nagel chronisch eingewachsen ist, genügen konservative Maßnahmen nicht mehr. Solange die Ursache, also die Nagelecke (ob klein oder größer, spielt hier keine Rolle mehr), nicht entfernt ist, wird das Problem weiter bestehen.

Leider werden auch heute noch extrem schmerzhafte Operationen zur chirurgischen Nagel­bettverkleinerung (z.B. Emmert-Plastik oder Nagelextraktion) angeboten. Dabei wird unter lokaler Betäubung das Hautareals um den betreffenden Fußnagel bis auf den Knochen aus­geschnitten und ein Teil des Nagelbetts, aus dem der Nagel nachwächst (Nagelmatrix) ent­fernt. Dadurch soll der neu nachwachsende Nagel schmaler werden, allerdings ist die Rück­fallquote nach diesem Eingriff sehr hoch. Genauso schmerzhaft und häufig wenig erfolgreich ist die chirurgische Entfernung des gesamten Fußnagels.

So kommt es auch nach der Emmertplastik häufig zu Rezidiven, auch nach mehreren operativen Eingriffen. Es kann u.U. zur Bildung narbiger Wülste und Wachstumsstörungen kommen, als Komplikationen sind sie verbreitet.

Aus diesem Grunde kann als Alternative die Phenolkaustik durchgeführt werden, bei der nach Extraktion des seitlich eingewachsenen Nagelstreifens nur das Matrixhorn selektiv verödet wird, indem es stark mit Phenolum liquefactum eingerieben wird. Es bildet sich ein etwas schmalerer Nagel ohne jeden weiteren Defekt.

Die Phenolkaustik war in einer vergleichenden Studie bzgl. der Rezidivrate bei Nagelresektionen deutlich überlegen (Bos AM et al., Br J Surg 2007; 94; 292-96).

Mit den operativen Verfahren werden insgesamt gute Ergebnisse erreicht und sollte zu den Leistungen eines jeden Dermatologen gehören.