Das Skin-Picking-Syndrom ist gekennzeichnet durch ein dranghaftes und wiederholtes Skin picking (Kratzen), das zu Hautläsionen führen kann. Die Manipulationen an der Haut können zu erheblichen Gewebeschäden führen. Die betroffenen Patienten kratzen an Pickeln, Härchen oder Krusten, aber auch teils gesunde Haut mit Fingern, Pinzetten, Nadeln oder anderen spitzen Gegenständen, dass Wunden und Narben entstehen können. Dabei folgen Betroffene einem Impuls, dem sie kaum kontrollieren können. Die Folge können Scham und Schuldgefühle sowie eine wachsende soziale Isolation sein.

 

In vielen Fällen haben Betroffene mehrfache Versuche unternommen, Skin picking zu vermindern oder zu unterlassen. Hierbei muss die Erkrankung, die eine „Impulskontrollstörung“ darstellt, zu klinisch signifikanten Einschränkungen in den sozialen, beruflichen und anderen wichtigen Lebensbereichen geführt haben.

Die Symptome können nicht besser durch eine andere psychische Erkrankung erklärt werden, und man kann Skin picking nicht auf eine direkte physiologische Wirkung einer Substanz oder einer anderen dermatologischen Erkrankung zurückführen.

Das SPS-Syndrom wurde im neuen DSM-V als eigenständiges Krankheitsbild in das diagnostische System aufgenommen und beschreibt die Selbstverletzung der Haut durch Kratzen bei zugrunde liegenden psychischen Störungen.

Bei starker psychosozialer Einschränkung ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Psychiatern oder Psychotherapeuten empfehlenswert. 

Gelegentliche Manipulationen an der Haut sind vom krankhaften  Skin-picking (SP) zu unterscheiden.

Charakteristisch für die Störung ist:

-          Es  liegt ein dranghaftes und wiederholtes SP vor, das zu Hautläsionen führen kann.

-          Die Störung muss zu klinisch signifikanten Einschränkungen im sozialen, beruflichen u./o. anderen wichtigen Bereichen des Lebens geführt haben.

-          Die Betroffenen müssen wiederholte Versuche unternommen haben, das SP zu minimieren oder zu stoppen.

 

Häufigkeit

 

Ca. 1,4-5,4% der Bevölkerung sind von leichtem bis schwerem SP betroffen. Das Syndrom kann zu jeder Zeit auftreten, entwickelt sich jedoch besonders häufig in der späten Kindheit oder frühen Jugend. Auch familiäre Häufungen werden beschrieben. Häufig besteht am Anfang ein Zusammenhang mit Akne. Die Erkrankung kann aber auch ohne Hauterkrankung auftreten.

Meist können die betroffenen Stellen nicht verheilen, sodass es zu Entzündungen, immer stärkeren Verletzungen und häufig zur Narbenbildung kommt. Diese Patienten leiden aufgrund der Narben, Wunden oder entzündeten Stellen häufig unter großen Scham- und Schuldgefühlen. Meist wird viel Zeit darauf verwandt, die betroffenen Stellen abzudecken mittels Camouflage.

Medien

Mittlerweile sind zu dieser Erkrankung viele Internetforen (z.B. www.skin-picking.de) und auch Selbsthilfegruppen entstanden. Ein deutscher Ratgeber gibt Betroffenen Hilfestellungen aus verhaltenstherapeutischer Sicht (1).

Therapieformen

Auch wenn die Erkrankung bisher wenig erforscht und auch unter Fachleuten noch nicht sehr bekannt ist, so kann eine kognitive Verhaltenstherapie empfohlen werden, bei der die Wirksamkeit verhaltenstherapeutischer Methoden bei Skin Picking wissenschaftlich nachgewiesen ist.

Daneben hat sich auch das sog. „Habit-Reversal-Training“ bewährt, das auch selbst von Betroffenen angewendet werden kann. Nach neueren Untersuchungen berichteten 50 % der Anwender von einem eindeutigen Rückgang von Skin Picking (2).

Das Habit-Reversal-Training wird von der Universitätsklinik Hamburg als Internetdownload angeboten (http://www.skin-picking.de/downloads/habit-reversal/). 

Quellen:

  1. K. Vollmeyer, S. Fricke: Die eigene Haut retten: Hilfe bei Skin Picking. Psychiatrie Verlag, Bonn 2012, ISBN 978-3-86739-071-2.

V. Niemeier et al. CME zertifizierte Fortbildung: Skin-Picking-Syndrom. Der Hautarzt, 10/2015; 781-790 

 

 

 

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