In Bier sind viele dermatologisch nutzbare Inhaltsstoffe enthalten. Eine Forschergruppe der TU München haben die bisherigen Studien zu dieser spannenden Thematik bewertet. Dabei ergaben sich Hinweise für einen Einfluss auf das Haarwachstum sowie für eine antikanzerogene Wirkung......

 


Für die pharmakologische bzw. medizinische Wirkungsweise des Bieres ist hauptsächlich der Hopfen verantwortlich. Zum Brauen werden nur die Dolden der weiblichen Pflanze verwendet, die nicht befruchtet sein dürfen. Eine Kultivierung männlicher Pflanzen ist aus diesem Grunde in den Anbaugebieten nicht erlaubt.
Das größte geschlossene Hopfenbaugebiet der Welt ist die Hallertau in Oberbayern.


Einfluss auf das Haarwachstum

Die Gerste, die für das Bierbrauen verwendet wird, enthält das Antioxidans Procyanidin, welches auf das Haarwachstum wirkt. In einer placebokontrollierten japanischen Studie1 wurde 0,7% -iges Procyanidin aus Apfelextrakt bei Männern auf die Glatze aufgetragen. Je länger der Zeitraum der Behandlung war, umso dichter wurde der Haarwuchs. Ein großer Vorteil: Nebenwirkungen traten keine auf.


Obwohl natürlich viele Kosmetika mit Hopfenextrakt existieren, gab es bisher keine klinischen Studien, die die Wirkungsweise des Bieres auf Haarwuchs und Hautalterung belegten. Viele Dermatologen forschen noch weiter an den Bier-Inhaltsstoffen.
Das Trinken von Bier selbst kann bisher aber nicht zur Therapie von dermatologischen Erkrankungen empfohlen werden,  jedoch sind die bis heute erlangten Forschungsergebnisse zu den Inhaltsstoffen im Kontext mit einer künftig möglichen medizinischen Anwendung recht vielversprechend.


Hinweise für eine antikanzerogene Wirkung

Der Inhaltsstoff Kämpferol erweist sich für Onkologen interessant, da epidemiologische Studien darauf hinweisen, dass es sowohl das kardiovaskuläre als auch das Krebsrisiko verringert. In einem Tiermodell konnte gezeigt werden, dass Kämpferol der UVB-induzierten Karzinogenese in der Haut entgegenwirkt.
Der Wirkmechanismus beruht auf der Unterdrückung der Cox2-Proteinsynthese in bestimmten epidermalen Zellen.
Nach Ring et al. linderte eine topische Anwendung von Kämpferol nach leichtgradigen Verbrennungen die Folgen der Einwanderung von Entzündungszellen in die geschädigten Hautareale.
Das Polyphenol Xanthohumol existiert nur im Hopfen; diese Substanz kann die Interleukin-12-Synthese blockieren. In einem Tiermodell wurde eine allergisch bedingte Kontaktdermatitis signifikant durch die Applikation von Xanthohumol reduziert. Einige Forscher vermuten daher, dass Erwachsene mit Neurodermitis von einem moderaten Bierkonsum profitieren würden- hierzu fehlen aber noch entsprechende Studien.
Die oral verabreichte Substanz Ferulasäure verhinderte in einer tierexperimentellen Studie die Entstehung von Haut-Tumoren, die bei Mäusen in der Kontrollgruppe ohne die Substanz durch topisch aufgetragenes Dimethylanthracen ausgelöst wurden.
In einer neueren Studie konnte eine Reduktion des Risikos bzgl. der Entstehung eines Basalzellkarzinoms beobachtet werden. Jedoch konnte bisher ein „offizieller“ Beleg einer Verbindung zwischen Biertrinken und der Entstehung bzw. Verhinderung von Hautkrebs noch nicht erbracht werden.



Quellen:

Leiner P, Ästhetische Dermatologie & Kosmetologie, Aug 2013, Jg. 05, Nr. 4; 8

1. Chen W et al. J Eur Acad Dermatol Venerol 2013 Jun 27 (Epub ahead of print)