Charakteristisch für ein venöses ödem ist die säulenförmige Schwellung des Unterschenkels, gleichzeitig schwillt der Fußrücken an und die Zehen verformen sich eckig. Die Schwellungen sind weich und lassen sich leicht eindrücken. Mit der - Komplexen Physikalischen Entstauungstherapie - erzielen ärzte heutzutage gute Erfolge bei der Linderung von Lymphödemen.

Das Lymphsystem

Das Lymphsystem ist ein paralleles Transportsystem zu den Venen: Es versorgt die Zellen mit Nährstoffen und transportiert Abfallprodukte ab. Die Lymphe ist die Flüssigkeit, die in den Lymphgefäßen fließt. Sie entsteht aus der Gewebsflüssigkeit und ist wasserklar. Am Ende münden die Lymphgefäße in die Venen, und die Lymphe wird wieder dem Blutkreislauf zugeführt. In den Verlauf der Lymphgefäße sind zwischen den verschiedenen Körperabschnitten Lymphknoten eingeschaltet, die mit - Kläranlagen - verglichen werden können. Das Lymphsystem kann nicht richtig arbeiten, wenn es außer Stande ist, die anfallenden Lasten (Wasser und Eiweiß) aufzunehmen und weiterzuleiten - dann bildet sich ein Lymphödem.

Das primäre Lymphödem

Man unterscheidet das primäre und das sekundäre Lymphödem. Beim primären Lymphödem sind die Lymphgefäße fehlerhaft entwickelt. Das kann bereits bei der Geburt der Fall sein, aber auch jederzeit nach der Geburt eintreten. Man unterscheidet Lymphödeme, die vor, und solche, die nach dem 35. Lebensjahr auftreten. Beide Formen können sich schlagartig, aber auch schleichend entwickeln.

Das sekundäre Lymphödem

Ein sekundäres Lymphödem entsteht durch Verletzungen, Entzündungen oder Beeinträchtigungen der Lymphknoten. Wichtig ist die genaue ärztliche Diagnose, da - besonders bei älteren Patienten - eine Krebserkrankung zu Grunde liegen kann. Krebszellen neigen dazu, in die Lymphgefäße zu wandern und dort den Lymphstrom zu blockieren. Die so entstandenen Lymphödeme werden als bösartige (maligne), alle anderen als gutartige (benigne) bezeichnet.

- Elephantiasis - trifft nicht alle Patienten

Das erste Stadium der Erkrankung nennt man Latenz- oder Intervallstadium. Die Beine sind noch nicht geschwollen, es treten keine Beschwerden auf. Mit speziellen Verfahren kann der Arzt jedoch schon eine gestörte Funktion der Lymphgefäße feststellen. Auch im nächsten Stadium bleibt das Gewebe unverändert. Nun kommt es jedoch auf Grund des Rückstaus der eiweißreichen Flüssigkeit zu Schwellungen, die nach Hochlagerung des Beines verschwinden. Im darauffolgenden Stadium haben sich die Schwellungen verhärtet und werden auch nach Hochlagerung nicht mehr verringert. Das letzte Stadium tritt nur bei einigen Patienten ein: Bei der so genannten - Elephantiasis - erhöht sich der Umfang um das zigfache, die Haut verhärtet sich und bildet Wucherungen.

Entstauungstherapie

Gute Erfolge erzielt die Medizin heutzutage mit der - Komplexen Physikalischen Entstauungstherapie (KPE) - . Sie besteht aus zwei Phasen (der Entstauungs- und der Erhaltungsphase) und beruht auf vier Elementen: Hautpflege, Lymphdrainage, Kompressionsbehandlung und entstauender Bewegungstherapie. Die Lymphdrainage ist eine spezielle, schonende Form der Massage der Haut, um Lymphstauungen zu beseitigen: Man streicht mit den Fingerkuppen auf der Haut in Richtung der Lymphbahnen. Auch Kompressionsverbände oder - strümpfe regen die Durchblutung und damit den Abtransport des Wassers an.

Therapieverlauf

In der ersten Therapiephase der KPE, der Entstauungsphase, verordnet der Arzt ein bis drei Lymphdrainagen und 12 bis 20 Stunden Kompressionsbehandlung pro Tag. In der Erhaltungsphase bekommt der Patient ein bis zwei Mal wöchentlich Lymphdrainagen und trägt nach Maß angefertigte Kompressionsstrümpfe. Diese sollten jeweils nach sechs Monaten erneuert werden. Hautpflege und Bewegungstherapie gehören zu beiden Phasen. Das Lymphödem lässt sich zwar mit dieser Methode nicht heilen, aber in das Latenzstadium zurückführen und dort stabilisieren.