Lyme-Borreliose - Lyme disease
Weltweite Anthropozoonose durch Borrelia burgdorferi.
Vorkommen
Vor allem in den gemäßigten Klimazonen der nördlichen Halbkugel.
Nord-, Ost- und Mitteleuropa: Borrelia garinii: v. a. neurologische Erscheinungen; Borrelia afzelii: v.a. Hauterscheinungen
Nordamerika: Borrelia burgdorferi sensu strictu:v. a. Arthritiden,
Japan: Borrelia japonica, noch unklare Pathogenität.
Keine Alters- oder Geschlechtsdisposition.
Klinik
Einteilung in 3 Stadien nach Steere, Details siehe Stadien der Lyme-Borreliose. Schubweise fortschreitende Erkrankung mit Beteiligung innerer Organe ):
I. Auf Haut beschränktes lokalisiertes Stadium, z.B. Erythema chronicum migrans
II. Disseminierte Infektion, z.B. Borrelien-Lymphozytom: Lymphadenosis cutis benigna
III. Chronische Infektion, z.B. Acrodermatitis chronica atrophicans
Abweichend davon auch variable klinische Bilder mit flächigen Erythemen, urtikariellen Hautveränderungen und Atrophie.
Diagnose
Lyme-Serologie stadienabhängig.
Stadium I: in etwa 50% IgM-AK, IgG-AK in 10 - 50%.
Stadium II: 70 - 90% positive Antikörper, häufiger IgG als IgM
Stadium III: Fast immer IgG-Antikörper, nur selten IgM-Antikörper
Erregernachweis in Kultur aus erkranktem Gewebe oder durch PCR möglich, internistisch-neurologische Befunde von der Organbeteiligung abhängig.
Differentialdiagnosen
Stadium I: Insektenstich, Erysipel, fixe Arzneireaktion, Tinea, Erysipeloid, Erythema anulare centrifugum;
Stadium II: Kutane Lymphome, Pseudolymphome, Sarkoidose, Granuloma eosinophilicum faciei
Stadium III Phlebothrombose, Perniosis, Akrozyanose, Stauungsdermatitis, senile Hautatrophie, zirkumskripte Sklerodermie
STADIEN DER LYME-BORRELIOSE
Stadium I
Inkubationszeit: Tage bis Wochen
Haut: Erythema chronicum migrans
Manchmal diskrete Allgemeinsymptome wie Müdigkeit und Fieber.
Nervensystem: Meningismus
Gelenke: Arthralgien
Stadium II
Inkubationszeit: Wochen bis Monate
Haut: Lymphadenosis cutis benigna (Lymphozytom), disseminierte urtikarielle Erytheme
Andere Organe: Myoperikarditis, Pankarditis; Konjunktivitis, Iritis, Chorioiditis, Netzhautblutung, -ablösung, Panophthalmitis; Hepatitis; ARDS (acute adult respiratory distress syndrome).
Nervensystem: Meningitis, Meningoradikuloneuritis (Bannwarth-Syndrom), Enzephalitis, Mononeuritis multiplex.
Gelenke: Wandernde Schmerzen in Gelenken, Sehnen, Schleimbeuteln, Muskeln, Knochen, kurzdauernde Arthritisattacken, Myositis, Osteomyelitis.
Stadium III
Inkubationszeit: Monate bis Jahre
Haut: Acrodermatitis chronica atrophicans
Auge: Keratitis
Nervensystem: Chronische Enzephalomyelitis mit spastischen Paresen, ataktische Gangstörungen, diskrete mentale Störungen, Abgeschlagenheit (chronisches Erschöpfungssyndrom), chronische axonale Polyradikulopathie, selten Demenz.
Gelenke: Lyme-Arthritis
Infektion in der Schwangerschaft: B. burgdorferi ist plazentagängig und kann durch Infektion des Feten sowohl intrauterinen Fruchttod und Abort als auch kongenitale Defekte des Neugeborenen zur Folge haben. Daher sollte bei Verdacht auf eine Borrelieninfektion in der Schwangerschaft sofort eine Therapie eingeleitet werden.
ERYTHEMA CHRONICUM MIGRANS - Erythema migrans - ECM
Definition
Hauterkrankung durch Borrelia burgdorferi (siehe Lyme-Krankheit) mit möglichen systemischen Komplikationen. übertragung primär durch Zecken, sekundär durch hämatogene Streuung.
Keine Alters- oder Geschlechtsprädiposition.
ätiologie
Stich von Ixodes ricinus. In Süddeutschland sind etwa 15 - 30% der Zecken infiziert, so daß sich die Verbreitung der entsprechenden Zeckenarten mit den Endemiegebieten deckt.
Klinik
Nach Stichreaktion persistierende Papel mit Ausbildung eines flachen lividen Erythems mit langsamer konzentrischer Ausbreitung und zentraler Abblassung. Manchmal diskrete Allgemeinsymptome wie Müdigkeit, Kopfschmerzen, Fieber, lokaler Juckreiz. Gelenkbeteiligung als Komplikation, Peri- oder Myokarditis, Meningopolyneuritis. Inkubationszeit etwa 2 Wochen, manchmal auch länger.
Diagnose
In etwa 50% IgM-Antikörper gegen Borrelien nachweisbar, IgG-Antikörper bei 10 - 50%.
Differentialdiagnosen
- Unspezifische Insektenstichreaktion
- Erysipel
- Fixe Arzneireaktion
- Tinea
- Erysipeloid
- Erythema anulare centrifugum
LYMPHADENOSIS CUTIS BENIGNA - PSEUDOLYMPHOM - Lymphozytom
Definition
Knotige Infiltration der Haut durch B-Lymphozyten. Nicht selten reaktive Keimzentren wie in normalen Lymphknoten.
Vorkommen
Betroffen sind vor allem Kinder und Jugendliche sowie Frauen zwischen dem 30. und 70. Lebensjahr.
ätiologie
Auslösung durch:
Borrelieninfektion (Lyme-Krankheit), Insektenstiche, Arzneimittel, Konservierungsmittel, Zoster, Tätowierungen, Injektion von Hyposensibilisierungslösungen.
Klinik
Prädilektionsstellen sind Ohrläppchen, Gesicht, Nacken, Mamillengegend, Achsel, Skrotum und Fußrücken. Teilweise flächiges Infiltrat ), teilweise aggregierte Knötchen und Knoten. Keine Schmerzhaftigkeit, Allgemeinsymptome fehlen, gelegentlich regionale Lymphadenopathie.
Verlauf
Bei Lymphozytom durch Borrelien: Komplikationen durch Progression der Infektion, bei anderen Pseudolymphomen je nach Auslöser chronischer Verlauf möglich.
Differentialdiagnosen
- Maligne Lymphome
- Sarkoidose
- Eosinophiles Granulom
- Lupus erythematodes tumidus
ACRODERMATITIS CHRONICA ATROPHICANS - M. Herxheimer
Definition
Borrelieninfektion im Stadium III.
Vorkommen
In Nord-, Ost- und Mitteleuropa häufig, zu 2/3 Frauen betroffen, meist ab dem 40. Lebensjahr.
Klinik
Stadienartiger Verlauf.
1. Entzündlich-ödematöses Stadium mit livider flächenhafter Rötung mit unscharfer Begrenzung ), häufig sog. Ulnar- oder Tibiastreifen ausgebildet.
2. Atrophisches Stadium mit zunehmendem Verlust der Hautanhangsgebilde sowie zigarettenpapierartiger Beschaffenheit, evtl. Allgemeinerscheinungen im Rahmen der Lyme-Krankheit. Ausbildung fibroider Knoten in Gelenknähe (v.a. Ellenbogen) und kleiner atrophischer Maculae (Dermatitis atrophicans maculosa) möglich.
Diagnostik
Hoher IgG-Titer gegen Borrelia burgdorferi, selten IgM-Antikörper oder keine Antikörper nachweisbar.
Differentialdiagnose
Stauungsdermatitis, senile Hautatrophie.